FRAGILE ist eine performative Tanzinstallation, die sich den Themen der Fragilität, der queeren Künstler:innenbewegung der 70er und dem kolumbianischen Künstler Alfonso Suarez Ciodaro widmet. Getanzt und unterstützt durch Osvaldo Ventriglia entsteht eine Hommage an, den letztes Jahr verstorbenen, Alfonso Suarez Ciodaro, der sich in seiner Arbeit mit der eigenen Fragilität auseinandersetzte und somit zum Pionier einer ganzen Künstler:innenbewegung seines Landes wurde.

 

Fragilität, im Sinne von Flexibilität, ist notwendig, um menschliches Überleben zu sichern und im Zuge dessen auch unserer Gesellschaft. Doch wie fragil kann eine Gesellschaft sein, bevor sie Konzepte dagegen entwickelt? Die Natur, und der Mensch, wenn er sich zur Natur zählen mag,  ist so eingerichtet, dass sie sich nach jedem Brand, jeder Trockenheit und jeder Epidemie erholt und stärker, sogar robuster oder resilienter  wird. Sie entwickelt eine Art „Antifragilität".

 

Finden wir solche Wege der „Antifragilität“? Was sind die Erfahrungen aus einem Jahr „mit Corona“? Die Pandemie hat auf allen Ebenen der Gesellschaft wie ein Vergrößerungsglas funktioniert, welches uns die Fragilität unserer Gesellschaften vor Augen führt. Fragilität der Körper, des Systems, der Gesellschaft, der Demokratie, der Kunst, der Frau etc. Es ist immer wieder wichtig zurückzuschauen, auch zurückzuschauen auf eine Generation, die für ihre Rechte gekämpft hat.

 

Angefangen mit den „Stonewall Riots“ Ende der 60er Jahre entwickelte sich eine Bewegung, die für politische Gleichberechtigung und LGBTQIA+ - Rechte kämpfte. Der eigene Körper und dessen Verletzlichkeit wurden Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Homosexuelle und Transgender-Künstler:innen eine neue Ära einläuteten. Sie lehnten sich gegen bisher gewohnte Kunststile auf. Performance- und Aktionskunst machte auf sozialkritische Themen aufmerksam und sollte zur gesellschaftlichen Emanzipation führen, indem sie die Kunst den Menschen näherbrachte und die Stabilität der Gesellschaft herausforderte. „Gay Art“ existierte im Untergrund, aber sie existierte; das Sprachrohr einer Bewegung, die sich nicht zum Schweigen bringen ließ.

 

Dieser Generation gehörte Alfonso Suarez Ciodaro an. Als homosexueller Künstler und Performer waren seine Arbeiten der Beziehung von Mensch-Körper-Natur-Welt gewidmet. Er kreierte hartnäckige Bilder, thematisierte Tabus und Mythen und zeigte dabei große Vielseitigkeit, Strenge und Beherrschung des Raumes. Er musste sich als homosexueller Künstler in einer extrem machistischen Gesellschaft Respekt erkämpfen und hat so entscheidend zur Entwicklung einer queeren Ästhetik und Identität, sowie lokaler und nationaler Kultur in Kolumbien beigetragen. Seine Arbeit von mehr als 30 Jahren wurde national und international ausgestellt und mit zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen gewürdigt u.a. mit dem ersten Preis des Nationalen Künstlersalons 1994.

 

Seine künstlerische Arbeit begann er in der avantgardistischen Atmosphäre der Künstlerkreise Barranquillas  (das sollte man erklären, was sind die Barranquillas - kein Mensch hier was man sich da vorstellen muss!!) Ende der siebziger Jahre. Zusammen mit der Grupo 44 de Barranquilla stellte er die politische Reflexion in den Mittelpunkt seiner Arbeit und widersetzte sich den hegemonialen Kunstkreisläufen.